Die Sonderbestände und Archive der Staatsbibliothek
Die Staatsbibliothek zu Berlin (kurz: SBB oder liebevoll: Stabi) beherbergt nicht nur eine beeindruckende Sammlung an Büchern und Medien, die Studierende, Forschende und andere Interessierte für ihre Recherchen und Arbeiten nutzen können, sondern auch einzigartige Sonderbestände und Archive. Diese Bestände sind eine unschätzbare Ressource für Wissenschaft, Kultur und Bildung.
Einzigartige Sonderbestände: Vielfältige Wissensspeicher
Die Sonderbestände der Staatsbibliothek zu Berlin umfassen eine Fülle von Materialien, die weit über das hinausgehen, was man in einer gewöhnlichen Bibliothek erwarten würde.
- Handschriften und Autographen: Über 23.000 Handschriften und zahllose Autographen von Goethe, Beethoven, E.T.A. Hoffmann oder Albert Einstein gehören zu den wertvollsten Beständen der Bibliothek. Sie bieten Einblicke in die Gedankenwelt und das Schaffen bedeutender Persönlichkeiten und sind wichtige Grundlagen für die Forschung.
- Historische Drucke: Die Sammlung umfasst Hunderttausende Druckwerke der letzten Jahrhunderte, darunter Inkunabeln aus der Frühzeit des Buchdrucks und künstlerische Drucke.
- Ostasiatische Sammlung: Mit über 230.000 Medien zählt die ostasiatische Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin zu den größten ihrer Art außerhalb Asiens und umfasst wertvolle Manuskripte und Drucke aus China, Japan und Korea. Im deutschsprachigen Raum ist die Sammlung die bedeutendste Sammlung ost-, südost- und zentralasiatischer Materialien.
- Musikarchiv: Die Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin hält beeindruckende Bestände aus Partituren, Notenmanuskripten und musikalischen Nachlässen bedeutender Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy und Richard Wagner.
- Karten- und Globenabteilung: Über eine Million Karten und über 750 Globen machen die Sammlung zu einer wichtigen Grundlage für die Forschung. Zur Globensammlung gehört auch der Himmelsglobus von Gerhard Mercator aus dem Jahr 1551. Die beeindruckende Sammlung von Karten dokumentiert die Entwicklung der Kartografie von der Antike bis in die Gegenwart.
Diese Bestände ziehen nicht nur Wissenschaftler aus aller Welt an, sondern sind auch für die Öffentlichkeit zugänglich – ein unschätzbarer Beitrag zur kulturellen Bildung.
Nutzungsmöglichkeiten: Zugänglich für alle
Die Sonderbestände und Archive der Staatsbibliothek stehen allen Interessierten offen, allerdings mit bestimmten Voraussetzungen. Wissenschaftler, Studierende und private Nutzer können die Materialien in extra dafür reservierten Lesesälen der Bibliothek einsehen. Einige der sensibleren oder besonders wertvollen Materialien werden in gesonderten Bereichen aufbewahrt und sind nur nach Voranmeldung zugänglich.
Ein großer Teil der Bestände wurde in den letzten Jahren digitalisiert und ist über die Online-Plattformen der Bibliothek zugänglich. Dies erleichtert die Nutzung erheblich und macht seltene Dokumente auch für Forscher und Interessierte außerhalb Berlins verfügbar. Die Nutzung vor Ort ist kostenlos, lediglich für spezielle Reproduktions- oder Serviceleistungen können Gebühren anfallen.
Geschichte der Sonderbestände: Ein Spiegel der Zeit
Die Geschichte der Sonderbestände ist eng mit der Entwicklung der Staatsbibliothek selbst verknüpft. Gegründet im Jahr 1661 durch den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, wuchs die Sammlung im 18. und 19. Jahrhundert durch gezielte Erwerbungen und Schenkungen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden viele Bestände ausgelagert, um sie vor Zerstörung zu schützen, was jedoch zur Folge hatte, dass einige Materialien verloren gingen oder verstreut wurden.
Nach dem Krieg wurden die Bestände in Ost- und West-Berlin getrennt verwaltet. Es gab also zwei Staatsbibliotheken in Berlin, was noch heute durch die beiden Standorte im Kulturforum und Unter den Linden deutlich wird. Erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden die Sammlungen wieder vereint. Seitdem hat die Staatsbibliothek ihre Rolle als Hüterin eines unschätzbaren kulturellen Erbes kontinuierlich ausgebaut. Bestände etwa zu E.T.A. Hoffmann, die über die verschiedenen Abteilungen der Bibliothek verteilt sind, wurden in einem virtuellen Archiv zusammengefasst und über eine Online-Plattform zugänglich gemacht. Regelmäßig werden die Bestände der Staatsbibliothek auch in Ausstellungen gezeigt, seit einiger Zeit im neu eröffneten Kulturwerk. Hier war auch eine Ausstellung zu E.T.A. Hoffmann zu sehen, an der ich als Kurator beteiligt war.
Ein einzigartiger Schatz in Berlins größter Bibliothek
Die Sonderbestände und Archive der Staatsbibliothek zu Berlin sind ein einzigartiger Schatz, der Wissen und Kultur der Menschheit bewahrt und zugänglich macht. Ob historisches Manuskript, seltene Karte oder musikalisches Meisterwerk – diese Sammlungen bieten eine unvergleichliche Möglichkeit, Geschichte hautnah zu erleben. Und auch der Besuch der für die Sichtung der Sonderbestände vorgesehenen Sonderlesesäle ist ein Erlebnis! Für Wissenschaftler, Künstler und Kulturinteressierte ist die Staatsbibliothek ein Ort, den es zu entdecken gilt.
Standorte
Bildnachweis: Foto: Manfred Brückels, CC BY-SA 3.0